Rettung bei Herzstillstand – das können Sie tun
Ein plötzlicher Herzstillstand ist eine lebensbedrohliche Situation, die jeden unerwartet treffen kann. Oft vergeht wertvolle Zeit bis die Rettungskräfte zur Seite sind. Ein wichtiger Baustein in der Rettungskette sind jetzt Ersthelfer vor Ort: Familienangehörige, Kolleginnen und Kollegen oder Passanten. Wie Erste Hilfe bei einem Herzstillstand wirkt, demonstrierte DRK-Ausbildungsleiter Nico Dietrich am 05. November in einem zweistündigen Workshop in der Stadtbibliothek Wetzlar.
Den Anstoß zur Veranstaltung gab Horst Peter Pohl, Organisator der Herzwochen Wetzlar und ehrenamtlicher Beauftragter der Deutschen Herzstiftung. Mit der Stadtbibliothek war ein Kooperationspartner gefunden, der optimale Bedingungen für den Workshop bot und die überlebenswichtige Erste Hilfe bei einem Herzstillstand in einer realistischen Alltagssituation ermöglichte. Pünktlich zum Start um 13.00 Uhr fanden sich die Ersten zum Workshop ein. Insgesamt sollten es zehn Teilnehmende werden – einige davon unterbrachen ihren sonntäglichen Bibliotheksbesuch und nahmen spontan teil.
„Schauen Sie sich alles erstmal in Ruhe an – wir probieren auch gleich die Herz-Lungen-Wiederbelebung gemeinsam aus“, ermuntere Dietrich die Anwesenden. Die Neugierde war geweckt. Das Übungsphantom wurde in Augenschein genommen, die Beatmungsmaske in die Hand genommen und die Symboltasten des automatisierten externen Defibrillator (AED), kurz Defi genannt, eingehend studiert. Für Erstaunen sorgte das Baby-Phantom. „Wie beatme ich denn einen Säugling. Geht das überhaupt?“. Das Eis war gebrochen. Schritt für Schritt leitete Dietrich die Anwesenden in der Herz-Lungen-Wiederbelegung an und beantwortete die zahlreichen Fragen aus der Gruppe. So sollte der Abstand zwischen den 30 Herzdruckmassagen und den zwei Beatmungsstößen zügig sein. Dabei sei es wichtig, Umstehende in die Wiederbelebung einzubeziehen und sich mit der Kraft kostenden Herzdruckmassage abzuwechseln, bis die Rettungskräfte eintreffen. Ein Monitor zeichnete die Herzdruckmassage auf. So konnte eine ausreichende und effektive Drucktiefe am Bildschirm kontrolliert werden.
„Halten Sie bei Ihrem nächsten Einkauf mal die Augen auf, denn es gibt mittlerweile an vielen öffentlichen Stellen einen Defibrillator“, merkte Dietrich an. Der Defibrillator ist ein wichtiger Bestandteil der Wiederbelebung und hat bereits zahllose Leben gerettet. Das Gerät analysiert den Herzrhythmus. Stellt es Kammerflimmern fest, wird ein Schock freigegeben. Liegt jedoch ein Herzstillstand vor, wird kein Schock ausgelöst und direkt mit der Herzlungenwiederbelebung begonnen. Dabei führt der Defi die Laien Schritt für Schritt und klar verständlich durch die Erste-Hilfe-Maßnahmen. „Unsere Aufgabe ist es nur, anzumachen und zuzuhören“, versicherte Dietrich. Davon überzeugten sich die Teilnehmenden abwechselnd und bildeten schnell Teams, die den Sprachanweisungen des Gerätes folgten und Hand in Hand zusammenarbeiteten.
„Ich fühle mich jetzt sicherer. Der Workshop war sehr anschaulich und gut verständlich“, war die Rückmeldung aus der Gruppe. Zum Abschluss gab Dietrich noch denjenigen, die gerne Draußen unterwegs sind, einen Tipp mit auf den Weg. Die App „Hilfe im Wald“ ermittelt den Standort und zeigt den nächstgelegenen Forstrettungspunkt an. Im Ernstfall eine lebenswichtige Information und Orientierung für die Rettungskräfte.
Neustart für das Herz
Mit jeder Minute die vergeht, sinkt bei Kammerflimmern die Überlebenswahrscheinlichkeit um bis zu 10 Prozent. Schon nach drei Minuten setzt ein Absterben der Gehirnzellen ein. Der Einsatz eines Defibrillators durch Laien kann in solchen Situationen Leben retten. Bis ein AED zur Verfügung steht, sollten Laienhelfer sofort mit der Herzdruckmassage beginnen. Das Rote Kreuz appelliert daher für eine Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse alle zwei Jahr.
Zur Kursübersicht: https://www.drk-wetzlar.de/nc/kurse/erste-hilfe/rotkreuzkurs-erste-hilfe.html