Mit Sicherheit mobil
„Hallo. Horst, hallo, hörst du mich?“. Leichtes Rütteln an der Schulter. Horst liegt auf dem Boden und zeigt keine Reaktion. Puls und Atmung sind nicht erkennbar. Jemand wird zur Hilfe herbeigerufen und setzt den Notruf 112 ab. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zählt jetzt jede Sekunde. Umgehend wird die Herz-Lungen-Wiederbelebung eingeleitet.
Die Situation ist gestellt und Horst ein Übungsphantom. Im Seminarraum des DRK-Wetzlar findet ein Erste-Hilfe-Kurs statt. „Bei bewusstlosen Personen besteht immer die Gefahr eines Kreislaufstillstandes. Deshalb muss schnellstmöglich gehandelt werden“, erläutert DRK-Ausbilder Wolfgang Zorn den Umstehenden. Bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung gilt die Leitlinie 30:2. Das bedeutet 30 Mal ca. 5-6 cm den Brustkorb nach unten drücken und zweimal beatmen. Bei Säuglingen und Kleinkindern kommen jedoch besondere Herz-Lungen-Wiederbelegungsmaßnahmen zur Anwendung. Sie seien keine kleinen Erwachsenen erklärt Zorn. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung sei dem altersbedingten Atemvolumen und der entsprechenden Herzfrequenz anzupassen. Für die Praxis bedeute dies 5 Mal beatmen und den Brustkorb 30 Mal bis ca. 5 cm nach unten drücken.
Wolfgang Zorn ist in seinem Element. Für das DRK-Wetzlar schult er Woche für Woche Menschen in Erster Hilfe. Heute leitet er auf Wunsch von Reiner Grün, DRK-Sachgebietsleiter Mobiler Sozialer Hilfsdienst (MSHD), einen besonderen Kurs. Die Mitarbeitenden des MSHD nutzen die Osterferien und frischen ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse auf. Im Alltag fahren sie Kinder mit Behinderung zur Schule und bringen sie auch sicher wieder nach Hause. Eine verantwortungsvolle Aufgabe. Zorn bereitet die Mitarbeitenden auf mögliche Notfälle vor. So kann es nach einem zerebralen Krampfanfall zu einem Erschöpfungsschlaf kommen, der einer Bewusstlosigkeit ähnelt und die stabile Seitenlage erforderlich macht. Bis zur Herz-Lungen-Wiederbelebung ist es dann oft nur ein kleiner Schritt. Kinder, die im Rollstuhl transportiert werden, müssen zunächst aus dem Rollstuhl herausgehoben und auf dem Boden in eine sichere, liegende Position gebracht werden. Das erfordert Zeit und ein ruhiges, konzentriertes Handeln. Mit ein Grund dafür, dass die Fahrzeuge des MSHD grundsätzlich mit zwei Personen besetzt sind.
Zwischen den Praxisübungen diskutieren die Mitarbeitenden des MSHD immer wieder angeregt kritische Situationen und tauschen ihre Erfahrungen aus. Hans-Joachim Nowak bringt es auf den Punkt. „Wir fahren keine Pakete aus – Eltern vertrauen uns ihre Kinder an. Das ist eine ganz besondere Verantwortung“. Bislang sei es noch nicht zu einem Notfall gekommen. „Aber der Gedanke fährt immer mit“, wirft Norbert Bauer ein. Er und seine Kolleginnen und Kollegen sind seit vielen Jahren beim DRK-Wetzlar beschäftigt. Mit viel Erfahrung und Routine. Ein großer Vorteil bei der alltäglichen Arbeit im Fahrdienst. „Wir bauen eine Beziehung zu den Kindern auf und kennen sie gut“, erklärt Nowak weiter. Auch wenn ein Kind nicht sprechen könne, würde man anhand der Mimik und der Körpersignale erkennen, wenn es ihm nicht gut ginge.
Für Norbert Brodocz ist die Erste-Hilfe-Auffrischung eine gute Sache, zumal es immer wieder Neuerungen gibt. „Wir nehmen am Straßenverkehr teil. Es ist auch schon vorgekommen, dass wir als Erste zu einer Unfallstelle gekommen sind und Hilfe geleistet haben“, berichtet er. Hier sehen sich die Mitarbeitenden des MSHD besonders gefordert. „Wir fahren mit dem DRK-Logo auf unseren Fahrzeugen. Menschen vertrauen dem Roten Kreuz und wissen, dass sie von uns Hilfe bekommen“, ergänzt Norbert Bauer und erntet zustimmendes Nicken aus der Runde. Für sie alle ist ihre Mitarbeit beim Roten Kreuz nicht einfach nur ein Fahrdienst zum Gelderwerb. Vielmehr ist es ein soziales Engagement. „Wenn die Kinder lächeln, wenn sie uns sehen, dann wissen wir, dass wir unsere Aufgabe richtig gemacht haben“, bekräftigt Bauer.
In der Abschlussrunde sind sich alle einig: Der Kurs war eine Bereicherung und jeder kann etwas für sich mitnehmen – selbstverständlich auch für den Hausgebrauch.