Hallo, wir sind der Schulsanitätsdienst
„Hallo, Hilfe, schnell. Kann mal einer dem Schulsanitätsdienst Bescheid sagen, hier liegt jemand und braucht Hilfe“, hallt es aufgeregt über den Flur der Gesamtschule Schwingbach in Hüttenberg. An einem Treppenabsatz liegt eine verletzte Schülerin. Sie blutet stark aus einer Platzwunde am Kopf. Was dramatisch aussieht ist zum Glück eine realistische Unfalldarstellung des Sanitätsdienstes der Schule. Die Wunde hat DRK-Ausbilderin Kerstin Franke Fontinha zuvor täuschend echt geschminkt, damit das Rollenspiel so realistisch wie möglich in Szene gesetzt wird. Franke Fontinha betreut den Schulsanitätsdienst mit Vertrauenslehrer Stefan Finke. Solche Übungen werden regelmäßig durchgeführt, um die Schülerinnen und Schüler auf mögliche Notfälle gut vorzubereiten.
Der Schulsanitätsdienst ist dann auch sofort mit dem Erste-Hilfe-Notfallrucksack zur Stelle. „Hallo, wir sind der Schulsanitätsdienst und kümmern uns jetzt um dich“. Die verletzte Schülerin wird von Sophia dargestellt. Sie ist ansprechbar, weiß aber nicht mehr, wie sie gestürzt ist. „Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie das passiert ist. Meine Hände sind voller Blut und der Kopf tut weh“, stammelt sie. Schnell verschafften sich Helene, Stephan und Luca vom Schulsanitätsdienst einen Überblick. „Ganz ruhig, wir kümmern uns jetzt um dich“, spricht Helene beruhigend auf sie ein. Die Gedächtnislücke spricht für eine kurze Bewusstlosigkeit und die drei vermuten ein Schädel-Hirn-Trauma. Helena weist daher Lea an, den Rettungsdienst zu rufen und beim Eintreffen einzuweisen. Zwischenzeitlich decken sie die Wunde steril ab, legen einen Kopfverband an und trösten Sophia.
Und tatsächlich fährt kurze Zeit später ein Rettungswagen des Roten Kreuzes auf den Schulhof vor. An Bord sind drei Rettungskräfte, die ihren Freiwilligendienst beim DRK Rettungsdienst Mittelhessen absolvieren. Lina, Joshua und Noah haben sich heute bereit erklärt, dem Team des Schulsanitätsdienstes einen hautnahen Einblick in ihre Arbeit zu geben. Die drei nehmen das Übungsszenario ernst und untersuchen Sophia nach dem sogenannten ABCD-Schema. Das steht auf deutsch für „Atemwege“, „Atmung“, „Kreislauf“ und „neurologische Defizite“. Bei der Erstkontrolle eines Verletzten gehen die Rettungskräfte nach dieser Reihenfolge vor. Dabei sprechen sie Sophia immer wieder an und erklären, was sie tun. „Wir tasten dich jetzt ab und du sagst uns, wo du Schmerzen hast“. Die Blutdruckmanschette wird angelegt, der Puls kontrolliert und die Pupillenreaktion getestet. Die Werte sind in Ordnung und die Wunde durch die Schulsanitäterinnen und Schulsanitäter gut versorgt. Die Rettungskräfte entscheiden sich dennoch, Sophia zur weiteren Abklärung mit in die Klinik zu nehmen, da eine Wirbelsäulenverletzung nicht auszuschließen ist. Vorsichtshalber legen sie ihre eine Manschette an, um den Kopf- und Halsbereich zu stabilisieren. Sophia wird auf der Trage sicher fixiert und in den Rettungswagen eingeladen.
Normalerweise ist hier der Einsatz der Schulsanitätsdienstler zu Ende. Heute ist das anders. Lina, Joshua und Noah nehmen sich viel Zeit und erklären die medizinischen Geräte, mit denen sie im Rettungswagen die Patienten weiterversorgen. Die Schulsanitätsdienstler stellen gezielte Fragen, informieren sich interessiert und haben sichtlich Freude am Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen des Rettungsdienstes. „Wir haben schon öfters mit dem Rettungsdienst zusammen gearbeitet - erst gestern hatten wir einen Notfall. Aber heute, das ist schon was Besonders. Es ist toll, Fragen stellen zu können “, sagt Lea und die anderen nickend zustimmend.
Rüdiger Hackenbroch leitet die Schwingbachschule in Rechtenbach und unterstützt den Schulsanitätsdienst. „Wir sind froh, Leute an der Schule zu haben, die die Kompetenzen für die Erste Hilfe mitbringen“, erklärt er. Denn fast täglich kommt es aufgrund von Stürzen, Unterzuckerung oder Sonnenstich bei den extrem heißen Temperaturen, zum Einsatz. Stefan Finke ist begeistert von seinem Team. „Es ist toll, wie interessiert und engagiert die Schülerinnen und Schüler des Sanitätsdienstes bei der Sache sind“, ergänzt Finke. Zum Ende wird der Einsatz noch einmal besprochen und DRK-Ausbilderin Franke Fontinha lobt den Sanitätsdienst. „Die Gruppe hat eine fundierte Erste-Hilfe-Ausbildung und war sehr gut dabei“. Und wer weiß, vielleicht entscheidet sich ja die eine oder der andere nach der Schule für ein Freiwilliges Soziales Jahr beim DRK Rettungsdienst Mittelhessen.