DRK-Facheinsatzkräfte vor Ort gegen Gefühlsflut
Die hessischen DRK-Facheinsatzkräfte helfen vom Bereitstellungsraum Nürburgring aus den Betroffenen bei der ersten Bewältigung des Erlebten. Aus ganz Deutschland befinden sich insgesamt 152 PSNV-Einsatzkräfte im Einsatz.
Um der Bevölkerung in allen Abschnittsbereichen zur Verfügung zu stehen, werden derzeit PSNV-Servicepoints aufgebaut.
Ihre Aufgaben vor Ort sind:
- Todesnachrichtenüberbringung zusammen mit der Polizei
- Begleitung von Angehörigen bei der Leichenidentifizierung
- Psychosoziale Unterstützung von Einsatzkräften im Bereitstellungsraum
- Überbringung von Nachrichten, dass Betroffene aufgrund der schweren Zerstörung nicht mehr in ihre Häuser zurückkehren können.
Die Überbringung der Informationen wird von staatlichen Stellen geleistet. Die PSNV-Facheinsatzkräfte sind hier vielfach ergänzend gefordert in der Begleitung, im Spenden von Trost und bei der psychischen Stabilisierung.
„Die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe sind physisch und psychisch sehr erschöpft und sind einer betäubenden Gefühlsflut im Kopf ausgesetzt. Sie müssen die – teils nahe am Tod – traumatisierenden Erlebnisse Stück für Stück verarbeiten. Das kann sehr lange dauern“, ist aus dem Kreis der teils zurückgekehrten PSNV-Facheinsatzkräfte zu hören.
Zur gezielteren Hilfestellung wurden Einsatzabschnitte gebildet in Form von PSNV-B (psychologische Hilfe für Betroffene) und PSNV-E (psychologische Hilfe für Einsatzkräfte).
Ablöse als Schutzmaßnahme
Die eingesetzten freiwilligen Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler sind selbst einer starken psychischen Belastung ausgesetzt, während sie betroffene Menschen begleiten. Deswegen werden sie nach kurzer Zeit von neuen PSNV-Facheinsatzkräften des DRK abgelöst. Die sieben DRK-Facheinsatzkräfte gingen am 20. Juli in den Einsatz und stammen aus den DRK-Kreisverbänden Offenbach, Dillkreis, Hanau, Odenwaldkreis und Schwalm-Eder. Die anderen DRK-Facheinsatzkräfte stammen aus den DRK-Gliederungen aus Dieburg, Fulda, Hochtaunuskreis, Rheingau-Taunus, Hersfeld, Oberlahn und Kassel-Wolfhagen.
Die Einsatzkräfte erhalten nach ihrer Rückkehr im „Defusing-Gespräch“ (Einsatzabschlussgespräch) ebenfalls sofort psychosoziale Unterstützungsangebote.
Am Sonntag, 25. Juli, kehren die restlichen hessischen PSNV-Facheinsatzkräfte des DRK aus Rheinland-Pfalz zurück.
Sie werden von fachlich versierten Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzlern aus Sachsen und Bayern abgelöst.
Heißer Telefondraht zur Hilfe
Der Fachdienst PSNV hilft den ehrenamtlichen DRK-Einsatzkräften auch per Hotline. Seit April 2020 gibt es eine täglich geschaltete Telefon-Hotline, an die sich hilfesuchende Helfer anonym wenden können. Speziell ausgebildete Fachkräfte nehmen die Anrufe entgegen, hören zu und vermitteln auf Wunsch weiterführende Therapieangebote. Oberstes Gebot ist Vertraulichkeit und Verschwiegenheit.
Für die Mitarbeit an der Hotline haben sich erfahrene und qualifizierte Einsatzkräfte aus zahlreichen DRK-Kreisverbänden in Hessen freiwillig gemeldet.
Facheinsatzkräfte der DRK Psychosozialen Notfallversorgung helfen bei emotionaler Verarbeitung
Die Maßnahmen der psychosozialen Notfallversorgung richten sich auf die Bewältigung dieser kritischen Lebensereignisse und der damit einhergehenden Belastungen für Betroffene (Angehörige, Hinterbliebene, Vermissende, Unfallzeugen von Notfällen) einerseits und für Einsatzkräfte andererseits.
Die psychosoziale Akuthilfe von Betroffenen wird im DRK bundesweit von weit über 100 sogenannten Kriseninterventions- oder Notfallnachsorge-Diensten übernommen. Mitarbeitende dieser Dienste sind in einer psychosozialen Grundausbildung, der Qualifizierung zum Kriseninterventionshelfer sowie Hospitations- und Praktikumsphasen auf Ihre Einsatztätigkeit vorbereitet worden. Regelmäßige Fortbildungen und Supervision sind verbindlicher Standard.
DRK-Hessen seit 15. Juli im Einsatz
Seit 15. Juli helfen und halfen 580 DRK-Einsatzkräfte aus 32 der 37 DRK-Kreisverbände in Hessen mit Material, Trinkwasser, Versorgung, Rettung und psychosozialer Unterstützung in den Hochwasserregionen im westlichen Mitteldeutschland.
Aus Nordrhein-Westfalen sind 105 hessische DRK-Helferinnen und Helfer, die Betreuungszüge und Rettungswagen bzw. Krankenwagen besetzt hatten, mittlerweile zurückgekehrt. Sie sorgten für die Absicherung und Versorgung der Einsatzkräfte, auch außerhalb des DRK.
In den Katastrophengebieten in Rheinland-Pfalz sind weiterhin hessische Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler im Einsatz.
Das Rote Kreuz in Hessen
Das hessische Rote Kreuz gliedert sich in 37 Kreisverbände und 424 Ortsvereine. Die fünf Gemeinschaften Bereitschaften, Wasserwacht, Bergwacht, Wohlfahrts- und Sozialarbeit sowie das Jugendrotkreuz sind die Elemente des Deutschen Roten Kreuzes in Hessen.
Wir haben 322 Bereitschaften, 193.130 Fördermitglieder, 18.429 aktive Helferinnen und Helfer, darunter 4.579 Jugendrotkreuzmitglieder in 260 JRK-Gruppen. Zudem arbeiten 7.976 hauptamtliche Mitarbeiter im DRK Hessen.